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Die Lizenz zum Trekking-Guide

Aktualisiert: 17. März 2022

Mit 18 Jahren habe ich mein Heimatdorf im abgeschiedenen Limi-Tal verlassen. Ich war neugierig auf das Leben in der Stadt und darauf bedacht Nepal besser kennenzulernen. Letztendlich wollte ich die große weite Welt erkunden.


So habe ich als Träger im Trekking-Business meine ersten Erfahrungen gesammelt. Ich war in den verschiedensten Regionen Nepals unterwegs, von den Gebieten im Osten wie Kangchendzönga, Everest, Langtang und Helambu über Manasulu, Annapurna bis nach Mustang, Dolpo und im äußersten Westen in Jumla und Humla.

Ich habe wunderschöne Erinnerungen an lange Zelt-Trekkings wie auch einfache Lodge-Trekkings. Während dieser Zeit habe ich aber auch die eine oder andere kuriose Situationen erlebt:


Erinnerungen an meine ersten Lehrjahre


Zum ersten Mal im Annapurna-Gebiet unterwegs, beeindruckten mich die saftigen Orangenbäume bei Tatopani mit den 8000er Eisriesen im Hintergrund. Meine 2 Träger-Kollegen versicherten mir, dass die Früchte einfach lecker schmecken. So habe ich meine erste Orange gekostet – wohl bemerkt inklusive Schale, denn die Kollegen hatten mir nicht erklärt, dass man Orangen vor dem Verzehr schält.

Ich lernte, dass Schokolade gut für Körper und Seele ist. Meine Verwandte trauerte über den Tod ihres Mannes und weinte bitterlich. Eine Europäerin steckte ihr zum Trost schnell ein Stückchen Schokolade in den Mund. In diesem Trauermoment lachten wir Tränen. In unserer Heimat kannten wir kaum Süßigkeiten und in der Stadt essen höchsten Kinder Schokolade.

Natürlich habe ich auch harte Momente durchlebt. Eine 30-tägige Trekking-Tour um den Kangchendzönga werde ich wohl nie vergessen. Allein der Weg dorthin kostete uns Träger-Mannschaft eine ganze Woche. Aufgrund von Buspannen mussten wir immer wieder aus- und umsteigen. Doch erst dann begann für mich die eigentliche Tortur. Unser damaliger Trekking-Guide hatte uns schlecht informiert und eingeteilt. Letztendlich baute ich alleine 15 Zelte abends auf und morgens ab, bei allen Wetterlagen, selbst bei Sturm und Schneefall in der Dunkelheit. Am Ende fiel nur ein spärliches Trinkgeld ab. Ich stellte meinen Berufsweg ernsthaft in Frage. Aber ich machte weiter!

Am heiligen Berg Kailash in Tibet drängten mich meine religiösen Wurzeln dazu, eine buddhistische Puja (Zeremonie) zu vollziehen. Die Hoffnung der Kunden – es gibt daraufhin schönes Wetter. Leider hat uns unmittelbar darauf ein Schneesturm überrascht. Unser gemeinsames Fazit: entweder hatte ich die Puja fehlerhaft durchgeführt, oder die Götter hatten meine Zeremonie fehlinterpretiert.

Meine ersten Lehrjahre haben mich für die Zukunft geprägt und ich möchte sie keinesfalls missen.


Meine Ausbildung zum Trekking Guide

Nach drei Jahren im Trekking-Business hatte ich die Grundvoraussetzung erfüllt, um mich um eine Ausbildung zum offiziellen Trekking Guide zu bewerben. Im Rahmen einer mündlichen Prüfung brachte ich meine bisherige Erfahrung zum Ausdruck und wurde an der „Nepal Academy of Tourism and Hotel Management“ in Kathmandu für das 2-monatige Guide Training zugelassen.

Mit 120 weiteren „Azubis“ durfte ich am Theorie- und Praxisunterricht teilnehmen. In 4 Gruppen aufgeteilt, trafen wir uns Tag für Tag und büffelten von früh bis spät den umfangreichen Ausbildungsstoff der verschiedensten Fächer.

Am Vormittag beschäftigten wir uns mit den geographischen Aspekten Nepals. Wir lernten die wichtigsten Gebirgsketten, Gletscher, Flüsse, Seen, Nationalparks und Schutzgebiete kennen. In diesem Zusammenhang wurden wir geschult im Hinblick auf das Klima und wichtige Wetterphänomene, wie z.B. den Monsun. Wir lernten Karten zu lesen und uns auf diese Weise mit neuen Regionen auseinander zu setzen. Wir vertieften uns in die Geschichte unseres Landes, um unter anderem die Vielfalt der Religionen und die Kultur zu verinnerlichen.

Am Nachmittag widmeten wir uns dem Thema Trekking im Allgemeinen. Abgesehen von der nötigen Ausrüstung auf einer Tour, lernten wir das routinemäßige Briefing mit Kunden: Worauf kommt es am kommenden Tag an? Wie gestaltet sich die nächste Tagesetappe? Was gilt es zu beachten und auf welche kulturellen Besonderheiten gilt es hinzuweisen? Sämtliche Aspekte im Bereich Service wurden aktiv besprochen: Wie gehe ich auf meine Kunden ein? Wie nehme ich eine Bestellung entgegen? Wie verhalte ich mich in schwierigen Situationen? Darüber hinaus absolvierten wir einen Erste-Hilfe-Kurs.

Während einer Tages-Tour wendeten wir die in der Theorie erlernten Kenntnisse in der Praxis an. Wir konzentrierten uns auf die Flora und Fauna. Wir erlernten passende Lauftechniken für verschiedene örtliche Gegebenheiten. Darüber hinaus lernten wir das Klettern in der Kletterhalle und am Felsen. Dabei gingen uns die wichtigsten Bergsteigerknoten in Fleisch und Blut über. Zu guter Letzt wurden wir auf Umweltaspekte geschult und nahmen an einer umfangreichen Müll-Sammel-Aktion teil.

Nach zwei intensiven Monaten galt es die schriftliche Prüfung zu bestehen. In Form von Multiple Choice Fragen wurde der gesamte Unterrichtstoff abgefragt.

Ich absolvierte die Ausbildung im Jahr 2007. Mit der Lizenz zum Trekking-Guide durfte ich in den darauffolgenden Jahren zahlreiche Gruppen als Guide in Nepal begleiten und betreuen.

Inzwischen hat sich die Ausbildung zum Trekking-Guide noch weiterentwickelt. Statt dem einjährigen Turnus, wird die Ausbildung nun zweimal pro Jahr angeboten. Es steht umfangreiche Literatur zur Vor- und Nachbereitung zur Verfügung. Generell muss die Lizenz von Jahr zu Jahr verlängert werden, gegen eine Gebühr von 500 Nepalesischen Rupies.

Ich möchte an dieser Stelle darauf hinweisen, dass es abgesehen von der Trekking-Guide Lizenz, noch weiter Berufs-Lizenzen in Nepal gibt, wobei die jeweiligen Voraussetzungen und auch die Ausbildung stark variiert: z.B. Culture & City Guide, Rafting Guide sowie Climbing & Mountaineering Guide etc.


Warum Sie in Nepal beim Trekking einen Guide dabeihaben sollten?

Natürlich kann man die Berge in Nepal auf eigene Faust erkunden, doch wir möchten in diesem Rahmen auf gewisse Gefahren und Risiken hinweisen. In den Bergen lauern überall Gefahren und Risiken. Es kann spontanen zu Wetterumschwüngen kommen und selbst bei schlechter Sicht können sich lokale Guides gut orientieren. Die Höhenkrankheit kann Ihre Gesundheit beeinträchtigen. In Notfallsituationen können Guides die Situation gut einschätzen, Tag und Nacht schnell reagieren und Hilfe organisieren. Sie erleichtern Ihnen im Allgemeinen den Wanderalltag und kümmern sich um die Trekking-Genehmigungen und das Vorausbuchen der Lodges und Unterkünfte. Darüber hinaus ist es verhältnismäßig günstig einen Guide und auch Träger zu engagieren. Die Trekkingindustrie in Nepal sichert wiederum das Überleben vieler Menschen. Daher empfehlen wir Ihnen auf einer geplanten Trekkingtour in Nepal einen Guide zu engagieren.


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