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Nepal – Langtang / Gosainkunda vom 24. Oktober bis 14. November 2021

Aktualisiert: 27. Nov. 2023

Reiseveranstalter: Shangrilaya Aktivreisen


Für uns war es mittlerweile die vierte Nepal-Reise. Ursprünglich stand Nepal schon im letzten Jahr auf unserem Reiseplan. Die Reisebeschränkungen aufgrund der Pandemie hatten uns jedoch einen Strich durch die Rechnung gemacht. Auch diesmal war bis wenige Wochen vor Reisebeginn ungewiss, ob Nepal seine Grenzen für wenigstens eine Tourismussaison öffnen bzw. die Quarantäneauflagen lockern würde. Quasi in letzter Sekunde wurde dann auch das „Visa on Arrival“ wieder eingeführt. Dennoch mussten wir neben einem negativen PCR-Test einige zusätzliche Formulare vorab ausfüllen. Nur einen Teil davon mussten wir vor Ort dann tatsächlich vorweisen.


Die Flugverbindung über Doha war ideal. Thinley hatte nach langem Recherchieren doch noch einen Anschlussflug gefunden, bei dem wir sowohl auf dem Hin- als auch auf dem Rückflug nur zwei Stunden Aufenthalt hatten. Diese Zeit reicht gerade, um zum Abfluggate zu gelangen und noch ein paar menschliche Grundbedürfnisse zu erledigen. So kamen wir am Folgetag fast auf die Minute pünktlich in Kathmandu an. Allerdings brauchten wir am Flughafen nochmal gut eine Stunde, bis der letzte Stempel in den Pass gedrückt und wir zur Gepäckausgabe gehen konnten.


Da waren wir nun endlich wieder in Kathmandu: In der Ankunftszone wurden wir von etlichen, wie immer freundlichen und hilfsbereiten Menschen in Empfang genommen, die sich um ein nicht zu übersehendes Shangrilaya-Schild tummelten. Unseren Guide kannten wir nur von seinem Facebook Profilbild und bei den anderen Menschen wussten wir nicht, wer unmittelbar dazu gehört, denn wenn man als blonder Ausländer ein paar Sätze Nepali spricht, hat man sofort gefühlt tausend Leute um sich. Der Empfang im Hotel und das Wiedersehen mit lieben Freund*innen war ein sehr bewegender Moment. Die Gastfreundschaft ist überwältigend, und für uns ist es inzwischen, wie Heimkommen. Am Abend durften wir uns von den Kochkünsten von Pema verwöhnen lassen.


Um bewusst anzukommen, die Atmosphäre aufsaugen zu können und letztendlich auch ebenso bewusst wieder Abschied nehmen und das Erlebte verarbeiten zu können, buchen wir vor und nach der eigentlichen Trekkingtour immer ein paar zusätzliche Tage in Kathmandu.


Die eigentliche Trekkingtour beginnt in Syabru Besi dem Tor zum Langtang Nationalpark. Die Fahrt mit dem Jeep ist vor allem auf der zweiten Hälfte der Strecke ein kleines Abenteuer. Man wird konfrontiert mit Naturgewalten in Form von Erdrutschen und Steinschlag infolge des Monsuns oder von Erdbeben. Denn neben dem letzten großen Beben von 2015 gibt es immer wieder auch kleinere Erschütterungen, welche die ohnehin fragile Geologie des Landes ins Wanken bringt. So wird die teilweise asphaltierte Straße wird immer wieder unterbrochen von unwegsamem Gelände, wo Straßen überspült, unterspült oder verschüttet wurden und notdürftig wieder passierbar gemacht worden sind. Auch der ursprüngliche Pfad von Syabru Besi nach Lama Hotel am zweiten Trekkingtag war durch einen Erdrutsch unpassierbar, so dass wir zunächst auf der gegenüberliegenden Flussseite aufgestiegen und später über eine Hängebrücke auf die andere Seite gewechselt sind.


Da wir nur zwei Gäste sind, haben wir von Anfang an einen freundschaftlichen Kontakt zu unserem Guide und Träger. Aufgrund des Lockdowns hat die Trekking-Saison erst verspätet begonnen. Es sind wenig ausländische Touristen unterwegs. Dafür begegnen uns immer wieder einheimische Gruppen, vor allem aus dem Süden des Landes, die das Wandern/Pilgern für sich entdeckt haben. Was wir als vorteilhaft und sogar angenehm empfinden, bedeutet für den größten Teil der Nepalesischen Bevölkerung, deren Einkommen direkt oder indirekt vom Tourismus abhängig ist, große Armut. Mit „vorteilhaft und angenehm“ meine ich die Tatsache, dass wir aufgrund der wenigen Touristen und im Vergleich zu früheren Nepalreisen einen sehr viel engeren Kontakt zu unseren Begleitern und der einheimischen Bevölkerung, deren Leben und täglichen Herausforderungen gewonnen haben. Wenn man dann noch ein paar Brocken Nepali spricht, ist das Erlebnis perfekt.

In unmittelbarer Nähe von Lama Hotel, einer winzigen Siedlung, die nur aus ein paar Lodges besteht, können wir mehrmals Affen (Indische Languren) beobachten. Ein Stück weit oberhalb von Lama Hotel erreicht man schnell die Baumgrenze und der Blick ins Langtang Tal und auf die umliegenden 5-, 6- und 7-Tausender (Langtang Lirung 7.234 müM) öffnet sich. Ein tolles Panorama!


Weniger schön und sogar in negativer Hinsicht beeindruckend ist allerdings das Trümmerfeld vor dem Ort Langtang. Ein riesiger Steinschlag, ausgelöst durch das große Beben 2015, hat den gesamten westlichen Teil, etwa 2/3 des Ortes unter sich begraben. Im Internet findet man Aufnahmen des Ortes vor dieser Zeit, und man bekommt nur im direkten Bildvergleich eine kleine Vorstellung vom Ausmaß dieser Katastrophe. Denn, wenn man diese Zone aus teilweise schon mit Moos und Gräsern überwachsenen Felsblöcken passiert, kann man sich kaum vorstellen, dass hier einmal ein Dorf gewesen ist. Die Häuser am östlichen Rand von Langtang wurden jedoch seit 2015 neu aufgebaut oder wenigstens modernisiert. Man kann sagen, dass nahezu alle Häuser mit Betonkern nach 2015 entstanden sind.



Letzter Ort im Tal ist Kyanjing Gompa – immerhin schon auf knapp 3.900 müM. Am Ende des Tals thront der im Oktober 2021 Schnee bedeckte Tsergo Ri, dem lediglich 16 m an der 5-Tausender-Marke fehlen. Dass die Besteigung schon am vierten Trekkingtag geplant ist und somit verhältnismäßig wenig Zeit zur Akklimatisation bleibt, ist eine kleine Herausforderung. Immerhin ist man dann schon 174 m höher als der Mont Blanc. Der Gipfel bietet einen spektakulären Blick in alle Himmelsrichtungen. Jedoch wird man auch schnell wieder auf den Boden der Tatsachen geholt, wenn man bedenkt, dass 5-tausend Meter für Nepalverhältnisse ein Hügel ist und die Berge in Nepal die Eigenschaft haben, mit jedem erkämpften Höhenmeter scheinbar mitzuwachsen. Noch drei Sätze zum Ort Kyanjing Gompa: Der Ort ist wunderschön und spektakulär gelegen. Auch hier sind die Häuser mit ihren farbigen Fassaden fast durchweg nach dem Beben 2015 neu erbaut. Ein wenig oberhalb gibt es eine Käserei nach Schweizer Vorbild. Ein Besuch nebst Kostprobe ist hier Pflicht!


Die Trekkingetappe zurück nach Lama Hotel ist lang, aber es geht bergab – erst leicht, dann etwas steiler. In Langtang machen wir Teepause und dürfen mit auf das Familienfoto der Lodge-Besitzer, bei denen wir auf dem Hinweg übernachtet haben. Eine Begegnung, an die wir uns gern erinnern.


Von Lama Hotel geht es runter bis zum tiefsten Punkt des Flusses Langtang Khola. Danach steigt der Weg durch den Urwald wieder an. Es ist warm und feucht und der Weg scheint, außer von ein paar Rindern mit ihren Kälbern, lange nicht begangen worden zu sein. Am höchsten Punkt auf dieser Talseite machen wir eine Pause. Von hier aus hat man einen guten Ausblick auf unser nächstes Etappenziel Thulo Syabru. Der Ort liegt auf einer Terrasse auf der gegenüberliegenden Talseite recht weit oben. Um auf die andere Talseite zu gelangen, muss man jedoch noch ein ganzes Stück weiter in das Tal hineinlaufen – erst leicht ansteigend, dann kurz und knackig wieder runter zu einer Hängebrücke, welche das Tal überspannt. Als wir die Hängebrücke überquert hatten, sind uns mehrere Steine vom Herzen gefallen, die mindestens so groß waren, wie die Steine von denen die Hängebrücke getroffen und stark beschädigt wurde. Holzstämme über die klaffenden Löcher sorgen dafür, dass die Brücke trotzdem passierbar bleibt. Nach einer weiteren Stunde Aufstieg sind wir am Ziel und beziehen unser Zimmer in einem der schönen, neu erbauten Hotels. Endlich duschen!


Der Weg nach Shin Gompa beginnt recht steil gleich hinter dem Hotel. Am vorerst höchsten Punkt steht ein Teehaus, welches die letzten zwei Jahre aufgrund fehlender Touristen geschlossen war. Als der Besitzer (so erfahren wir später) erfahren hat, dass wieder Touristen in diese Richtung unterwegs sind, ist er am frühen Morgen aufgestiegen und hat für uns vier und eine andere kleine Trekking-Gruppe extra Tee gekocht. Dazu gibt es Manner-Waffeln aus dem eigenen Rucksack. Der weitere Weg bis Shin Gompa ist noch einmal lang, führt aber nur leicht bergauf und meist durch Tannen- und Rhododendron-Wälder. Shin Gompa ist ein pittoreskes kleines Bergdorf auf der Südseite des Bergrückens. Auch hier gibt es eine Käserei, wo wir unseren Tagesproviant auffüllen. Wir genießen die wärmende Abendsonne und verbringen einen gemütlichen Abend bei leckerem Essen mit unseren Begleitern.



Auf der Etappe nach Laurebina wird die Landschaft wieder alpiner. Es geht rauf auf knapp 4000 m. Der Weg ist teilweise sogar mit groben Steinen gepflastert, vor allem für die vielen Pilger, die von beiden Seiten des Surya Passes zu den heiligen Gosainkund-Seen unterwegs sind. Am Nachmittag lohnt sich noch ein kleiner Spaziergang zur etwa 330 m höher gelegenen Buddha Statue. Der Blick reicht vom Annapurna-Massiv (die Annapurna selbst ist nicht zu sehen) und dem Manaslu im Nordwesten bis hin zu den Vorboten der Everest-Region im Osten sowie dem im Dunst liegenden Kathmandutal im Süden.


Der 4400 m hoch gelegene Pilgerort Gosainkund besteht nur aus wenigen Lodges, von denen während unseres Aufenthalts nur eine einzige Lodge geöffnet hat, sowie einigen Gebetsstätten und einer Shiva-Statue unmittelbar am See. Als Akklimatisierung für die Besteigung des Surya Peak empfiehlt sich der Aufstieg zu einem 4600 m hoch gelegenen Aussichtspunkt in unmittelbar Nähe nördlich des oberen Sees. Das Panorama zu beiden Seiten ist ähnlich wie am Vortag oberhalb von Laurebina. Nur die Sicht war bei uns aufgrund der Schleierwolken etwas eingeschränkt. Aufgrund der Bewölkung und des fallenden Luftdrucks sind wir skeptisch, ob die Besteigung des Surya Peak am nächsten Tag möglich sein wird.


Entgegen unserer Bedenken hinsichtlich der Wetterentwicklung beginnt der Gipfeltag klar und annähernd windstill. Der Aufstieg ist abgesehen von der Höhe technisch nicht schwierig aber die Wegfindung dafür umso mehr. Unser Guide und Träger, der heute Gott sei Dank mal etwas weniger Gepäck schleppen muss, lotsen uns aber sicher durch das Blockwerk und unser eigener Orientierungssinn ist ja nun auch nicht der Schlechteste. Leider hat sich bereits in der vorangegangenen Nacht angekündigt, was nun im steileren Gelände zur Gewissheit wird: Ich habe mir offenbar den Magen verdorben… Ich spüre, dass ich den Gipfel wahrscheinlich nicht erreichen kann, entscheide mich zur Umkehr und verbringe den Rest des Tages im Bett. Das 3er Team erreicht den Gipfel (5.145 m) jedoch trotz Schnee und teils rutschigen Passagen problemlos und genießt das nach wie vor makellose Wetter. Im Abstieg erweisen sich Spikes als unverzichtbares Hilfsmittel.


Am nächsten Tag steht die Überquerung der Suryakunda auf dem Programm. Unser Tagesziel heißt „Ghopte“. Es geht nochmal hinauf auf 4.610 m. Mir ist immer noch flau im Magen aber im langsamen „Westalpenschritt“ kommen wir dennoch gut voran. Der Abstieg zieht sich. Immer wieder gibt es Gegenanstiege und die Lodge will und will einfach nicht auftauchen. Ich frage unseren Guide „Ghopte ma kati din lagcha?“, und löse damit ein ziemliches Gelächter aus. So kommen wir etwas erschöpft aber gut gelaunt an unserem Tagesziel an.



Die heutige Etappe geht von Ghopte nach Kutumsang. Zum Frühstück gibt es noch einmal Kekse und Tee für meinen noch etwas beleidigten Magen. Nach einem recht knackigen Abstieg geht es wiederum bergauf (wer hätte es gedacht) aber auf dem Bergrücken angekommen werden wir erneut mit einer fantastischen Aussicht belohnt. Während im Süden in Richtung Kathmandutal schon bald Quellwolken und Dunst aufziehen, präsentiert sich der Himalaya-Kamm vom Annapurnamassiv im Westen bis in die Everestregion im Osten. Als einziger 8000er ist aber nur der Manaslu zu sehen. Dhaulagiri, Annapurna, Shishapangma und Everest werden von den davor liegenden 6- und 7tausendern verdeckt. Weiter abwärts wird die Landschaft wieder zunehmend grün. Bevor wir die Rhododendron-Wälder verlassen, bekommen wir auf einer Lichtung doch noch die lang ersehnten Bartgeier zu Gesicht – ziemlich nahe sogar. Sehr eindrucksvoll! Kurz vor Kutumsang passieren wir einen Polizeiposten und müssen unser Trekkingpermit vorweisen. Unser Schritt wird nun beschleunigt durch den Gedanken an eine heiße Dusche und ein feines Abendessen. Es wird ein toller Abend! Wir treffen Ganga, den Chef der Trekkingagentur „New Generation Trek“ – das Nepalesische Pendent zu „Shangrilaya Aktivreisen“ – sowie unseren Fahrer. Beide sollen uns am kommenden Tag mit dem Jeep zurück ins Tal bringen. Nach dem leckeren Abendessen wird die Bluetooth-Lautsprecherbox hervorgeholt und wir tanzen zur Nepalesischen Hitparade „Bujhne hoina kahile“. Das wird uns ewig in Erinnerung bleiben!



Die Fahrt in Richtung Kathmandu durch das Melamchi Tal in der Region Sindhupalchok ist in negativer Hinsicht sehr beeindruckend. Sindhupalchok war bereits vom großen Erdbeeben 2015 extrem in Mitleidenschaft gezogen worden und wurde im letzten Jahr zur Monsunzeit von einer gigantischen Gerölllawine überflutet. Der Jeep bahnt sich seinen Weg über provisorisch angelegte Wege vorbei an teilweise hausgroßen Steinen. Mittendrin Häuser von denen nur noch die oberen Etagen oder das Dach aus dem Geröll herausschaut. Ein paar Kilometer vor Dhudikhel (östlich von Kathmandu) wird der Weg wieder zur Straße, was aber nicht bedeutet, dass wir schneller voran kommen, denn gleichzeitig nimmt auch der Verkehr wieder deutlich zu. In einer Kurve hält der Jeep. Was uns in wenigen Minuten erwartet, ist von der Straße aus nicht zu sehen. Wir steigen eine Treppe hinauf. Das Gepäck wird uns von entgegenkommendem Personal förmlich aus den Händen gerissen. Oben angekommen trauen wir unseren Augen nicht. Eine wunderschöne Hotelanlage eingebettet in einen Park. Am Horizont der westliche Himalaya-Kamm. Ganga Tamang, der Chef der Reiseagentur sagte zu uns: „Hier könnt Ihr Euch erholen und den Blick auf die Berge genießen, die Ihr in den letzten drei Wochen durchwandert seid.“ Ein Paradies! Das Einzige, was uns an dem Abend ein bisschen gefehlt hat, war der Kontakt zu Einheimischen, was wir in den vorangegangenen Wochen aufgrund unserer kleinen (aber feinen) Gruppe und der wenigen Touristen so schätzt und genossen haben.



Nach einem reichhaltigen und leckeren Frühstück geht es m nächsten Morgen in Richtung Bhaktapur. Zusammen mit unserem Trekking Guide und einem speziell engagierten Culture Guide besichtigen wir die kleinste der drei ehemaligen Königsstädte. Obwohl wir schon einmal hier waren, haben wir viele neue Dinge über die ehemalige reiche Handelsstadt mit ihrem Kunsthandwerk, die Tempel und prachtvoll verzierten Häusern erfahren. Viele davon wurden nach dem großen Beben von 2015 restauriert oder neu aufgebaut. Bei unserem letzten Besuch waren viele Gebäude noch eingerüstet und im Wiederaufbau begriffen. Nach einem gemeinsamen Essen sind wir am späten Nachmittag alle zusammen nach Kathmandu zurück gefahren, wo wir erneut herzlich in Empfang genommen wurden.



Um den Abschied etwas hinauszuzögern, und das Erlebte und Gesehene richtig verarbeiten zu können, ist es inzwischen schon fast zur Gewohnheit geworden, noch ein paar Tage für ausgiebiges Shopping und Sight Seeing in Kathmandu zu verbringen. Dennoch fällt der Abschied erwartungsgemäß schwer aber in Gedanken planen wir schon unsere nächste Reise.



*** Ende









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